Rückblick – ein Kunde erzählt

3.3
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In der Studentenzeit fanden meine ersten Umzüge statt. Man zog Zuhause aus oder hatte das Glück, eine grössere Studentenbude gefunden zu haben. Oft waren es aber Umzüge von Freunden, bei denen man als junger Mann mit einer Statur von 1,90 m gern gesehener Helfer war, weil unter anderem eine Leiter eingespart werden konnte, die ohnehin in keinem Studentenhaushalt vorhanden war.

Besonders beliebt war allerdings ein Student, er wurde zu jeder Party eingeladen, denn sein Vater hatte einen grossen Lastwagen mit Ladefläche, den er sich am Wochenende ausleihen konnte. Der Vorteil damals war, dass man mit dem normalen Führerschein einen Lastwagen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 7,5 t fahren durfte. Weil man sich allerdings die Fahrweise des Autos gewöhnt war, litt der Lastwagen doch sehr darunter. In engen Kurven vergass man die Länge des Gefährts, was öfter zum Kontakt mit einer Hausecke oder Mülltonne führte, doch besonders die Aussenspiegel waren gefährdet und zerbrachen schnell beim Fremdkontakt, was die grauen Haare des Vaters und die des Lastwagenbesitzers schneller wachsen liess. 

Beim Umzug selbst war man äusserst kreativ. Nicht mehr benötigte Möbel wurden einfach aus dem Fenster des 2. Stock mit einem grossen Knall auf die Ladefläche des Lastwagens geworfen, wodurch man auch gleich alle Nachbarn kennen lernte, die entsetzt die Fenster aufrissen, weil sie glaubten, eine Gasleitung sei explodiert. Besonders „geliebt“ wurden allerdings die Umzugskartons, die man gefüllt mit Büchern kaum heben konnte. Durch das Hohe Gewicht rissen die Griffe aus, der Boden öffnete sich und es führte zu einer Bücherflut im Treppenhaus. 

 Auch gefürchtet waren die sehr selbstbewussten Helfer, die angaben, einen Kleiderschrank allein aufbauen zu können. Das klappte meist auch bis zum Festnageln der Rückwand, denn dann mussten die Seitenwände gleichzeitig festgehalten werden. Viele ignorierten diese Notwendigkeit und man konnte noch Jahre später in Studentenbuden an den ausgebrochen Seitenwänden feststellen, dass hier einmal besonders talentierter Zügelhelfer am Werk waren. Gehasst wurde das Streichen der Wände nach dem Auszug. Zwar ging man die Sache ideenreich an, Bohrlöcher wurden kreativ mit Zahnpasta zugeschmiert, aber meistens musste man mangels Arbeitskleidung anschliessend auf eine Hose und ein T-Shirt verzichten. Beides wurde total verschmiert im Müll entsorgt. 

Verheiratet und mit Kindern bekamen die Umzüge, die früher einen Tag gedauert hatten, eine völlig neue Dimension. Die Frau des Hauses legte Wert darauf, alle Umzugskisten selbst zu packen, da sonst zu viel zu Bruch gehen würde. Der Vorgang dauerte lange vier Wochen, weil ja alle Schrankinhalte eingehend gesichtet und begutachtet werden mussten, ob sie noch “umzugstauglich” sind. Der Rest der Familie hat diese Zeit gehasst. Die Abende waren total ungemütlich, überall standen Umzugskisten, nichts fand man, die Kinder motzten weil ihre Spielsachen schon verpackt waren. Die Ehefrau hingegen lag schlapp auf dem Sofa und die Nerven lagen blank. Der Frust steigerte sich noch nach dem Umzug, denn einiges an Geschirr war zu Bruch gegangen. Ein Trost blieb uns, der Verlust würde ja durch die Umzugsversicherung ersetzt werden. Dem war jedoch nicht so, denn im Kleingedruckten stand, nur wenn die Umzugsfachleute die Kartons packen, leistet die Versicherung Ersatz. Da kam Freude auf. 

Und heute?

Man giesst sich ein Glas Wein ein und setzt sich mit dem Laptop aufs Sofa. „Moveagain“ wird im Internet aufgerufen, die persönlichen Daten werden eingegeben und anschliessend die Möbel angeklickt, mit denen man zügeln möchte. Ein günstiges Preisangebot kommt sofort. Akzeptiert man es, läuft der Umzug, durchgeführt von renommierten, sehr gut bewerteten Transportunternehmen, problemlos ab, welche sogar auf Wunsch die Kisten packen. Auch Kleidung muss man nicht opfern, denn man kann auch die Malerarbeiten beauftragen.

Doch etwas Wehmut kommt schon auf, wenn man an die Zügeltage der Studentenzeit zurückdenkt, denn beim „chrampfen“ war auch immer etwas Abenteuerliches dabei. Aber auf diese Art Abenteuer kann ich heute gut verzichten.  

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